ReisetagebuchPanama

Boquete – drei Wasserfälle und eine Vulkanwanderung

Sonne, Strand und Party vs. Wind, Berge und Craft Beer. Unsere ersten beiden Stopps in Panama, Bocas del Toro und Boquete, könnten unterschiedlicher nicht sein.

Armin

Geschrieben von Armin

12. Jan. 2020 • 7 Min. Lesezeit

Boquete – drei Wasserfälle und eine Vulkanwanderung

Boquete ist eine kleine Stadt in den Bergen Panamas. Man merkt sofort den Unterschied zu „unten“ am Strand, es ist deutlich kühler, windiger und es hat jeden Tag, zumindest für ein paar Stunden, geregnet. Der Aufenthalt war also ein wenig vergleichbar mit dem in Monteverde in Costa Rica.

Las tres cascadas

Moritz aus Deutschland, den wir in Puerto Viejo kennengelernt haben, hat einen Tag zuvor den Weg zu den Las tres cascadas aka. The Lost Waterfalls gemacht. Die Bilder auf Instagram haben uns überzeugt, den Wanderweg selbst auch zu gehen. Am nächsten Morgen sind wir also gemeinsam mit Seraina, der Schweizerin, die wir auf der Busfahrt getroffen haben, mit einem Collectivo für 5$ zum Eingang gefahren und haben uns die drei Wasserfälle angesehen. Nach einigen hundert Metern mussten wir an einer Hütte Eintritt zahlen (8$ seit Jänner 2020). Der Weg war teilweise recht steil und rutschig. Gute Schuhe sind also ein Muss. Wir haben eine Touristin mit Flip Flops gesehen, die offensichtlich nicht die ganze Strecke geschafft hat. Miriam ist an einer schwierigen Stelle ausgerutscht, ein Schuh hat jetzt ein größeres Loch 😬. Die Wasserfälle waren zwar schön anzusehen, aber jene in Montezuma waren beeindruckender, nicht zuletzt weil man dort ins kühle Wasser springen konnte. In Boquete war es einfach zu kalt dafür, außerdem war es nicht erlaubt.

Img Img

Der zweite Wasserfall – von unten & oben

Img

Img Img

Img Img

Img

Img Img

Volcán Barú

Den Nachmittag haben wir etwas ruhiger angehen lassen, weil wir uns dazu entschlossen haben, um Mitternacht loszuziehen und auf den Volcán Barú, Panamas höchsten Berg, zu steigen und uns oben den Sonnenaufgang anzusehen. Ein Unterfangen, das wir ein bisschen unterschätzt hatten. Wir haben uns unter Tags genug Kohlenhydrate angegessen (Mac and Cheese), Vorräte und eine Taschenlampe für die Tour gekauft. Außerdem haben wir versucht bis Mitternacht ein bisschen Schlaf zu bekommen. Einige Französinnen, die im Hostel Party machten und sich offenbar keine Bar leisten konnten, haben diesen Plan jedoch vereitelt. Um 23:30 holte uns ein Shuttle ab, das uns gemeinsam mit Seraina und zwei Holländern, Jarno und Rieke, ein paar Kilometer die Straße hoch gefahren hat. Dort begann der lange Weg hinauf zum Vulkan. Nach einigen Metern sahen wir einen liegen gebliebenen Geländewagen mit einem kaputten Reifen. Kann man hier etwa auch rauffahren? Wir hatten beide unsere Laufschuhe an, das war eigentlich kein großes Problem, aber unsere drei Begleiter hatten hohe Wanderschuhe, was sicher etwas angenehmer war. Die 15 Kilometer und 1.650 Höhenmeter in völliger Dunkelheit zu bewältigen, war in unserem müden Zustand eine echte Herausforderung. Außerdem merkte man die sinkende Sauerstoffsättigung und Temperatur Stunde um Stunde.

Um 5 Uhr morgens erreichten wir einen kleinen Camping-Verschlag, bei dem wir eine kurze Pause einlegten, da wir hier vom Wind und Regen geschützt waren. Der restliche Weg zur Sendestation und zum Gipfel ist nämlich sehr exponiert und wir wollten dort oben nicht zu lange auf die Sonne warten. Es war zu diesem Zeitpunkt wirklich schwer, nicht einzunicken. Auf dem letzten Stück haben uns auf einmal ein paar Geländewagen überholt. Man kommt also wirklich irgendwie auf dieser „Straße“ hoch. Kurz vor dem Gipfel haben wir uns nochmal kurz hingehockt und dem Wetter getrotzt. Wir hatten 5 Schichten Kleidung an, es war trotzdem eiskalt. Wir haben Wetter noch nie so deutlich gesehen wie dort oben. Wir konnten beobachten wie ganze Wolkenformationen unter unseren Füßen über den Kamm des Berges geblasen wurden. Laut Wetterbericht betrug die Windgeschwindigkeit am Gipfel ca. 50 km/h, mit Böen, die sicher stärker waren. Sobald wir merkten, dass die Sonne langsam kommt, sind wir das letzte Stück zum Gipfel geklettert. Zuerst Armin, Miriam kam ein paar Minuten später nach, als sie ihre Höhenangst zum Schweigen gebracht hatte. Diese Passage bei völliger Dunkelheit ohne Stirnlampe zu klettern, wäre unserer Meinung nach zu gefährlich gewesen. Oben bot uns Mutter Erde ein beeindruckendes Schauspiel. Die Sonne gegen die Wolken kämpfen zu sehen war wirklich zum Weinen schön. Die Mühen hatten sich gelohnt. Seraina sprach mit einem der Guides, der die Touristen für 100$ pro Nase mit dem Jeep hochgefahren hatte. Er sagte uns, wir hätten Glück gehabt, weil es sehr oft vorkommt, dass man gar nichts sieht und den kompletten Weg im Regen zurücklegen muss. Die besonders Glücklichen bekommen sogar beide Ozeane von dort oben zu sehen. Was darf nach so einem Aufstieg nicht fehlen? Natürlich, das Gipfelbier!

Img Besprechung im „Basislager“

Img Die Sonne kündigt sich an

Img Die letzten Meter hinauf zum Gipfel

Img Img

Img Img

Img

Img Img

Img

Nach diesem Spektakel mussten wir leider wieder den ganzen Weg hinunter. Das war bei unserem Müdigkeits-Level eine nervenaufreibende Angelegenheit. Außerdem hatte Rieke Probleme mit ihren Knien. Wir beschlossen zu dritt ein bisschen vorzugehen und beim Eingang zu warten. Nach ein paar Kilometern hörten wir auf einmal ein Auto hinter uns runterrasen. Zu unserer Verwunderung stand ein sichtlich begeisterter Jarno auf der Ladefläche des Pickups und brauchte uns nicht lange zu überreden, auch aufzuspringen. Was dann geschah pumpte soviel Adrenalin in unsere Venen, dass die ganze Müdigkeit vergessen war. Der Fahrer war furchtlos. Wir mussten uns mit allen Händen und Füßen festhalten und immer wieder Ästen ausweichen. Sicherlich die lustigsten und zugleich furchteinflößendsten Kilometer unseres Lebens. Danach bedankten wir uns bei dem Fahrer, ein TV-Techniker, der beruflich bei der Sendestation zu tun hatte, und warteten gemeinsam mit anderen Wanderern auf das Collectivo. Dort saß der nächste Verrückte hinter dem Steuer. Durch die Müdigkeit verpassten wir alle in Boquete auszusteigen und drehten deshalb noch eine „Ehrenrunde“ 😅.

Unsere Vulkan-Bezwingung auf Strava

Völlig fertig duschten wir kurz und fielen dann ins Bett. Da war es Mittag, wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Stunden durchgehend wach. War es die Anstrengungen wert? Ja! Man sollte sich aber gut überlegen, ob man sich eine zehnstündige Wanderung in Dunkelheit und Kälte zutraut. Hätten wir oben nichts vom Sonnenaufgang zu sehen bekommen, wären wir wahrscheinlich ziemlich enttäuscht zurückgekehrt.

Img Img

Der lange Abstieg & das Höllengefährt

Blasina Beer Hostel

In Boquete übernachteten wir im Blasina Beer. Grundsätzlich nicht wahnsinnig empfehlenswert, da man in einem 16-Personen-Schlafsaal mit engen Kojen immer damit rechnen muss, dass man Kopfhörer oder Oropax zum Schlafen braucht. Es gab allerdings einen sehr guten kostenlosen Kaffee und Cookies. Das Beste war aber, dass man im Lokal nebenan, der Boquete Brewing Company, Rabatt bekam. Nach unserer Wanderung auf den Vulkan gönnten wir uns gemeinsam mit Seraina einen Burger und Craft Beer. Armin meint dort das beste IPA seines Lebens getrunken zu haben (La Coima), auch die Burger vom Foodtruck nebenan waren sehr lecker. Zudem spielte eine Liveband an diesem Abend. Zwei sehr talentierte Gitarristen (Bass und E-Gitarre) spielten Rocksongs mit ihrem singenden Drummer – eine Wohltat für unsere Ohren. 😉🤘

Auf hoher See nach Kolumbien

Aktuell sind wir in Panama City und haben, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, viel Zeit zum Schreiben. Am Mittwoch Freitag startet unsere Segeltour zu den San Blas Inseln. Wir werden drei Tage zwischen den Inseln herumhüpfen und danach in 30 bis 50 Stunden nach Cartagena überfahren. Gebucht haben wir diese Tour über Blue Sailing, unser Segelschiff heißt Victory. Wer möchte, kann dann auf dieser Seite unsere Position tracken. Wir freuen uns schon sehr darauf. Für viele Backpacker ist die Segeltour zu den San Blas Inseln das Highlight ihrer Lateinamerika-Reise ⛵️.

UPDATE: Wegen zu hoher Wellen zwischen den San Blas Inseln und Kolumbien hat unser Kapitän die Abfahrt um zwei Tage verschoben. Wir haben auch schon von anderen Backpackern im Hostel gehört, dass die Überfahrt vor ein paar Tagen extrem war, mit Wellen bis zu 4 Metern Höhe. Das ist nicht wirklich gefährlich, aber alles andere als angenehm.