ReisetagebuchMexiko
Chichén Itzá und ein Sprung in eine Cenote
Auf den Spuren der Maya: Schamanische Zeremonie im Mayadorf, Besichtigung von Chichén Itzá, Baden in einer Cenote, Valladolid aus dem Bus und unzählige Möglichkeiten Souvenirs zu kaufen.
So in etwa könnte man unseren gestrigen Tag beschreiben. Endlich in Mexiko angekommen, haben wir uns entschieden eine Tour zur Maya-Ruinenstätte Chichén Itzá über unser Hostel Mayan Monkey zu buchen, anstatt uns von einem der unzähligen Anbieter auf der Straße fangen zu lassen. Ob das die beste Entscheidung war, finde ich auch nach der Tour noch schwer zu beantworten. Ausgeführt wurde die Tour von 13 Baktun.
Zuerst muss ich mich dafür entschuldigen die Tour so extrem ausführlich zu beschreiben. Es hat mir aber einfach zu viel Spaß gemacht darüber zu schreiben und ich hoffe es macht genau so viel Spaß den Beitrag zu lesen.
So was nennt man Kaffeefahrt
Nachdem wir im Hostel unsere Rechnung mit dem Namen des Tour-Anbieters erhalten hatten, haben wir gleich mal gegoogelt. Das Ergebnis war nicht all zu erfreulich...
Schrecklich schlecht, keinen Cent wert
Nun ja „let’s see“. Bezahlt war das Ganze ja schon und mit vier Stopps samt Reiseleiter, Busfahrt, Mittagessen und Eintritte um 60 Euro recht günstig. Würde man mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinfahren und den Eintritt bezahlen, dann käme man in etwa auf den selben Preis. Um ehrlich zu sein wurden wir durch die unzähligen Rezensionen, die wir gelesen haben, extrem gespoilert. Deshalb möchte ich allen, die vorhaben diese Tour zu machen sagen, dass die Tour eine absolute Abzocke ist. Wenn man aber resistent gegenüber den zahlreichen Angeboten bleibt, dann braucht man theoretisch kein Geld zusätzlich (bis auf etwa fünf Euro pro Nase, wenn man nicht verdursten will und in der Cenote baden möchte). Ab jetzt: ACHTUNG SPOILER!
Miriam führt euch in die Spoiler-Zone
Um halb 7 aufgestanden, weil wir um 7 Uhr bereits abgeholt wurden, fuhren wir erst mal eineinhalb Stunden unsere Runden in der Hotelzone Cancuns, um alle Touristen einzusammeln und teilten die Busse zwischendurch auf, da nicht alle die selbe Tour gebucht hatten. Müde und ohne Frühstück (das gibts im Hostel erst ab 7:30), da wir die ersten zwei Gäste waren, die abgeholt wurden, kam es uns doch etwas lächerlich vor, als wir um halb 9 wieder vor unserem Hostel standen, um weitere Gäste von einem Bus in den anderen steigen zu lassen. Nun gut, wir haben ja glücklicherweise keinen Stress.
Nun folgte eine etwa dreistündige Busfahrt mit Ausführungen unseres Reiseleiters, einem 70-jähriger Mexikaner mit Maya-Wurzeln. Zum Teil war das recht interessant und lehrreich. Wenn auch seine Erzählung eines Busunglücks, bei dem er schwer verletzt wurde und deshalb eine Statue aus „schwarzem Gold“ vom Schamanen seines Heimatdorfes bekam, ein wenig an Glaubwürdigkeit verlor, als wir diese wenig später selbst um wenig Geld kaufen konnten – aber vielleicht tue ich ihm hier Unrecht. Er meinte aber auch, dass die Einwohner des Dorfes, welches wir bald besuchen würden, uns im Grunde das servieren würden, was sie am Vortag gefangen hätten... mit Pizza und Pasta hätten wir nach so einer Ansage eigentlich nicht gerechnet. Und natürlich sollten wir uns nicht von den „bösen“ Hostel-/Hotelmitarbeitern täuschen lassen, die uns zwar möglicherweise darauf hingewiesen haben, Badesachen und Sonnencreme einzupacken, aber nicht darauf, auch einen Insektenspray mitzunehmen, weil die doch nur deren Provision absahnen wollen – an unserer Gesundheit würde denen nichts liegen. 😔 Zum Glück haben wir davon bereits gelesen und unser eigenes Spray mitgenommen. Man sollte sich sonst ein kleines Zauberfläschchen um 10 Euro im Bus kaufen, das vor Schlangenbissen, Mückenstichen und im Grunde vor dem Tod bewahren könnte. Guess what... ich hatte (obwohl ich wirklich anfällig bei Mückenstichen bin) keinen einzigen Stich und das ohne mich eingesprüht zu haben. Zum Ende der Fahrt hin sprach dann noch ein Mitarbeiter der einen Master's Degree in Geschichte hat und Spezialist in Sachen Astrologie und Kalendersysteme ist (wirklich erstaunlich). Seine Ausführungen waren zwar ebenfalls teilweise interessant, aber schlussendlich habe ich nach zahlreichen Fotos auf einem iPad, Fakten zum Zyklus des Mondes im Vergleich mit dem einer Frau und der Aufregung darüber, dass die einzigen drei Bücher, die von den Maya erhalten sind, in Europa sind und daher die Europäer viel mehr Wissen über deren Kultur hätten als die Mexikaner, nicht ganz verstanden, wie das alles zusammenhängt und was er uns eigentlich sagen will. Aber die beiden Guides hatten wirklich eine Passion für die Maya, das muss man ihnen lassen. Sie waren überzeugt die Ägypter wären „Rookies“ gegenüber den Maya gewesen – die einzige Volksgruppe, die Papier hergestellt hat (was Papyrus dann war, das weiß ich nicht) und grundsätzlich ein Volk, das die meisten Errungenschaften der Moderne mitbegründet hat. So etwa auch den Computer, weil von ihnen das binäre System stammen solle. 🤷🏻♀️ Ich persönlich stimme dem zu, möchte aber die Erkenntnisse der Ägypter und jene der Antike aber eigentlich nicht hinten anstellen.
Das Mayadorf
Endlich angekommen im Mayadorf – und man möchte sich auf der Zunge zergehen lassen, dass das Restaurant, in dem wir gegessen haben, den Namen 13 Baktun trägt (hat denn jeder Tour-Anbieter sein eigenes Mayadorf? 🤔) – bekamen wir zuerst mal die Möglichkeit uns ein Maya-Geburtszertifikat gegen ein kleines Entgelt ausstellen zu lassen. Danach gab es eine in Weihrauch gehüllte Schamanen-Zeremonie für unsere Gruppe, bei der jene mit einer besonderen Aura, ausgewählt wurden, um dem Schamanen zu helfen. Gegen ein kleines Entgelt konnte man auch ein persönliches Gespräch mit dem Schamanen führen. Für alle, die das nicht wollten, ging die Reise im „Showroom“ weiter, in dem man gegen ein kleines Entgelt handgemachte Ware der Dorfbewohner kaufen konnte. Auf dem Weg zum Essen wurde von jedem ein Foto geknipst (Überraschung später) und dann gab es noch ein kurzes Tequila-Tasting. Den gekosteten Spiritus konnte man gegen ein kleines Entgelt auch mit nach Hause nehmen. Das Essen – das wirklich gut geschmeckt hat – wurde von zwei Tänzern mit Flaschen auf dem Kopf begleitet (kleines Entgelt erwünscht).
Ein authentisches „Mayadorf“
Nachdem wieder alle ihren Platz im Bus gefunden hatten, fuhren wir weiter nach Chichén Itzá. Der Weg dort hin wurde genutzt, um uns alle zu überraschen. Zuerst durften wir eine Art Anisschnaps kosten. Gegen ein kleines Entgelt konnte man sich eine Flasche dieses Getränks kaufen. Aber nicht irgendeine Flasche, sondern eine mit dem Foto, das vor dem Essen von einem gemacht wurde!
Gibt’s bald im Solmates-Onlineshop
Chichén Itzá
In Chichén Itzá angekommen, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt, denn alle die nur Englisch sprachen bekamen einen eigenen Guide. Dieser erzählte uns einige Fakten über diesen historisch wertvollen Ort und die Kultur des Volkes (kleines Entgelt erwünscht). Danach konnten wir noch etwa eine Stunde alleine den Ort erkunden.
Die beeindruckende Pyramide des Kukulcán
Hier wurden die berühmten Opferrituale abgehalten
Eines der beiden Tore am Ballspielplatz von Chichén Itzá
Cenote
Für Armin und mich folgte nun der beste Teil der Tour – das Baden in einer Cenote. Eine Cenote ist ein durch den Einsturz einer Höhlendecke entstandenes Kalksteinloch (in unserem Fall 50 Meter tief), das mit Süßwasser gefüllt ist. Der Begriff „Cenote“ stammt von den Maya und bedeutet Heilige Quelle. Es gibt über 10.000 dieser spektakulären Badegelegenheiten, die meisten davon im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo. Viele dieser Cenotes sind durch ein unterirdisches Höhlensystem miteinander verbunden. Außerdem sind einige von ihnen am Rand des Chicxulub-Kraters entstanden. Sie stehen also in Zusammenhang mit dem Asteroiden, der für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich war.
Man musste zwar für ein kleines Entgelt von jeweils einem Dollar eine Schwimmjacke und einen Spind mieten, aber das war es wirklich wert. In jedem Fall war das der spektakulärste Ort, an dem wir bisher je gebadet haben. Es gab eine Plattform, von der man aus ca. 3 Metern Höhe ins Wasser springen konnte, was wir uns beide natürlich nicht nehmen ließen. Leider war die Zeit dort sehr knapp bemessen, wir hatten nur ca. 20 Minuten Zeit zum Baden, wenn man die Zeit fürs Umziehen und Duschen nicht mit einrechnet.
Valladolid
Der letzt Halt der Tour sollte in Valladolid sein, einer kleinen Stadt mit spanischem Flair. Leider konnten wir diese aber nur vom Bus aus betrachten, da wohl eine größere Veranstaltung stattfand, die das Parken des Busses verhinderte. Die Mehrheit der Reisenden entschied nach drei erfolglosen Runden durch die Stadt, dass wir nach Cancún zurückkehren sollten. Als Entschädigung gab es gratis Getränke – allerdings nur für ausgewählte Gäste, wie es schien. 😏
Iglesia de San Servacio – leider nur durch das Fenster des Busses
Alles in Allem war die Tour ganz amüsant und hatte definitiv ihre Highlights. Am Ende des Tages war es aber eine Tour, die darauf ausgelegt war, den Touristen so viel zusätzliches Geld wie möglich zu entlocken. Man konnte sich davor aber relativ gut drücken, wenn man es nicht irgendwann leid war immer „No, gracias“ zu sagen. Der Satz des Reiseleiters am Ende der Tour brachte die Stimmung des Tages eigentlich auf den Punkt. Es ging darum Trinkgeld in einen Korb – oder wie sie es nannten, in den „Magic Pot“ – zu geben. Er meinte dazu frei übersetzt: Wenn es möglich wäre was reinzuwerfen, dann freuen sie sich, wenn nicht, dann sehen wir uns in der Hölle. Schon klar, das war nicht ganz ernst gemeint... aber doch recht passend, wie ich finde.